DANKE, Barry!
DANKE, Barry!
Liebe Dommusikfreundinnen und Freunde,
uns erreichte die Nachricht am gestrigen Abend. Sie wurde gehört, aber war trotzdem kaum zu glauben und wirkt immer noch sehr fremd, fast surreal, nicht aussprechbar und lähmt uns in unserem Tun und Denken heute.
Wir müssen uns, sehr schweren Herzens, von Barry Jordan verabschieden, der über 30 Jahre unseren wunderbaren Dom mit erstklassiger Musik erfüllt hat und die Welt nach Magdeburg holte, durch seine künstlerisch facettenreiche Arbeit mit dem Magdeburger Domchor und seine zahlreichen thematischen Orgelkonzerte, u.a. mit Werken von Elgar, Gibbons, Byrd, Messiaen, um nur einige zu nennen. Viele Künstlerinnen und Künstler, Sängerinnen und Sänger die Barry in den Dom holte, waren erstmals in Magdeburg, aber fast alle nicht zum letzten Mal, da sie diese besondere Stimmung im Dom, die Orgeln und die Menschen nicht wieder losließen und sie als Freunde und Wegbegleiter zurückkehrten.
Für Barry war seine Stelle am Magdeburger Dom nicht nur ein Beruf, sondern Berufung. Obwohl die Ausgangsbedingungen nicht optimal zu sein schienen, setzte er einen Hauptteil seiner Visionen und Träume nach und nach um und gab sich mit all seiner Leidenschaft und seinem Tatendrang ganz seiner Tätigkeit am Dom hin, um die Magdeburger Dommusik zu dem zu formen was sie bis heute ist: Ein wunderbare musikalische Heimstätte für viele Menschen, eine Insel in oft hektischen Zeiten, ein Ort der Inspiration, des Innehaltens und Krafttankens … Wir sind jeden Tag sehr dankbar über das Erreichte und versuchen es mit tiefer Freude und Leidenschaft weiterzuführen.
„Seine“ Orgeln waren ihm sein größter Schatz und es erfüllte ihn jedes Mal mit einer besonderen Freude und einem speziellen Lächeln, wenn er sehr frühe Übzeiten im Dom wahrnahm und den Klang genießen konnte.
Als er seinen Dienst begann hätte niemand gedacht, dass eine so prächtige Orgellandschaft sich entwickeln könnte, aber Barrys Willen und seine Vorstellungskraft mobilisierten zu einem Orgelverein, der mit großem Engagement und viel Unterstützung von privaten Spenderinnen und Spendern sowie öffentlichen Fördermittelgebern das Ziel umsetzen konnte und dem Dom gleich zwei neue Orgeln schenkte.
Barrys Verdienst war es dann, das er sie wie seinen Augenstern hegte und pflegte und die Klangschönheit mit den vielfältigsten Programmen, die er oder eingeladene Künstlerinnen und Künstler entwickelten, zum Strahlen brachte.
Fast auf den Tag genau, nur wenige Tage entfernt, hatte sich Barry mit „seinem“ Magdeburger Domchor im letzten Jahr einen letzten Traum innerhalb seiner langen Dienstzeit erfüllt und den Messias im Dom-Remter aufgeführt.
Die Aufregung war ihm in den letzten Tagen vor dem Konzert anzumerken, aber es war immer eine Art gespannte Freude, das Baby des Chores mit dem in vielen Proben schwanger gegangen wurde, endlich dann bei der Geburt zu sehen und beim musikalischen Erblühen zuzuschauen.
Auch wenn Barry nicht in großer Runde ein Mann der vielen Worte war, so pflegte er zu jedem seiner Sängerinnen und Sänger und Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter sein sehr persönliches und zugewandtes Verhältnis und Miteinander, sodass er oft mit wenigen Worten doch viel ausdrücken konnte oder mit den Gedanken das Beste erhoffte.
So war es auch oft bei den Domchorkonzerten bei denen er am Ende für eine kleine Weile die Stille noch genoss, mit bewegten Augen und offenem Herzen, um dann ein Lächeln an den Chor und alle Mitwirkenden zu senden oder einen stillen Applaus der mehr sagte als viele Worte.
Einfach nur DANKE für die gemeinsame Zeit, Barry!
Für die Magdeburger Dommusik Isabel Tönniges